Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) by George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332) by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-09-14T22:00:00+00:00


BRAN

Lange bevor die ersten bleichen Finger des Lichts durch die Läden von Brans Zimmer krochen, hatte er die Augen aufgeschlagen.

Winterfell hatte Gäste, Besucher, die zum Erntefest erschienen waren. Am heutigen Morgen würden sie im Hof gegen die Stechpuppe antreten. Früher einmal hätte ihn diese Aussicht mit freudiger Erregung erfüllt, aber das war vorher gewesen.

Jetzt nicht mehr. Die Walders würden Lanzen gegen die Knappen aus Lord Manderlys Eskorte brechen, doch Bran würde daran keinen Anteil haben. Er musste im Solar seines Vaters den Prinzen spielen. »Hört gut zu, und vielleicht lernt Ihr, was man braucht, wenn man ein Lord werden will«, hatte Maester Luwin ihn aufgefordert.

Bran hatte niemals den Wunsch geäußert, ein Prinz zu sein. Stets hatte er nur von der Ritterschaft geträumt; von einer glänzenden Rüstung und wehenden Bannern, von Lanze und Schwert und von einem Schlachtross zwischen seinen Schenkeln. Warum musste er seine Zeit damit verschwenden, alten Männern zu lauschen, deren Worte er nur halb begriff? Weil du ein Krüppel bist, erinnerte ihn eine Stimme in seinem Kopf. Ein Lord in seinem gepolsterten Stuhl konnte ruhig verkrüppelt sein – die Walders erzählten, ihr Großvater sei so gebrechlich, dass man ihn in einer Sänfte überallhin tragen musste –, nicht jedoch ein Ritter auf einem Streitross. Außerdem sei es seine Pflicht, mahnte man ihn. »Ihr seid der Erbe Eures Bruders und der Stark auf Winterfell«, sagte Ser Rodrik und erinnerte ihn daran, wie Robb sich immer zu ihrem Hohen Vater gesellt hatte, wenn dessen Vasallen ihm ihre Aufwartung machten.

Lord Wyman Manderly war vor zwei Tagen aus Weißwasserhafen eingetroffen; er hatte die Reise per Schiff und Sänfte zurückgelegt, da er viel zu fett war, um auf einem Pferd zu sitzen. Mit ihm war ein langer Rattenschwanz von Gefolgsleuten angekommen: Ritter, Knappen, niedere Lords und Ladys, Herolde, Musikanten, sogar ein Jongleur, und sie alle trugen Banner und Wappenröcke in einem halben Hundert verschiedener Farben. Bran hatte sie von dem hohen steinernen Sitz mit den gemeißelten Schattenwölfen aus begrüßt, und danach hatte Ser Rodrik ihn gelobt. Wenn es damit getan gewesen wäre, hätte es ihn nicht gestört. Doch war das erst der Anfang.

»Das Fest bietet einen willkommenen Vorwand«, erklärte ihm Ser Rodrik, »doch kein Mann legt hundert Meilen zurück, um eine Scheibe Entenbrust und einen Kelch Wein zu genießen. Nur jemand, der eine wichtige Angelegenheit vorzubringen hat, würde eine solche Reise auf sich nehmen.«

Bran sah zu der rauen Steindecke über seinem Kopf auf. Robb hätte ihm jetzt gesagt, er solle sich nicht wie ein kleiner Junge benehmen, das wusste er wohl. Er meinte fast, seine Stimme zu hören, und die seines Hohen Vaters ebenso. Der Winter naht, und du bist schon bald ein erwachsener Mann, Bran. Du musst deine Pflichten erfüllen.

Als Hodor hereinkam, grinste und unmelodisch vor sich hin summte, ergab sich der Junge in sein Schicksal. Mit Hilfe des Stallburschen wusch er sich. »Das weiße Wollwams«, befahl Bran. »Und die Silberbrosche. Ser Rodrik wünscht, dass ich wie ein Lord aussehe.« Soweit es ihm möglich war, zog sich Bran selbstständig an, doch mit der Hose oder den Schuhen wurde er allein nicht fertig.



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